Trotz aller Bemühungen ist nicht alles so vorbereitet wie ich es gerne hätte. Im letzten Moment steht zwar die Küche, aber einen Probelauf gibt es nicht. Die Unterkunft der Studenten ist bereit, aber das Warmwasser lässt auf sich warten. Die Teile für das Earthship sind soweit vorbereitet, die Altreifen sortiert, aber der Regen droht das „bounding“, so wird das stopfen der Altreifen genannt, zu behindern. Noch im letzten Moment wird gemäht und die Pflanzen am Werkzeug und Essensplatz werden so platziert, dass es hier etwas einladender wirkt. Aber, wenn es regnet, und bis jetzt regnet es gefühlt jeden Tag, dann stehen die Unebenheiten unter Wasser und schnell holt man/frau sich nasse Füße.
Vorfreude, Panik, Ungeduld und Neugierde vermischen sich zu einer Atmosphäre, die wohl jedem großen Projekt, dass Grenzen sprengt voran geht. Flugausfälle und -verschiebungen, ändern stündlich den Abholplan, aber am Samstag trifft fast die ganze Crew ein. Koffer kommen nach andere gehen überhaupt verloren, so ist Jahrzehnte lang gesammeltes Werkzeug, um Earthships zu bauen, unwiederbringlich verschwunden. Aber die Freude des Wiedersehens, die Umarmungen und das Jauchzen übertönen den Ärger.
Die Studenten sind bis Sonntagabend auch fast alle da. Teils schüchtern, aufgeregt, neugierig und voller Aufregung treffen sie sich in der Ex Volksschule Wachsenberg, die sie wieder mit leben füllen. Das „on the site“ (Baustelle) geplante Montags-Frühstück wird in die Schule verlegt, weil dort die Begrüßung und Einleitung stattfinden wird. Ohne Testlauf fangen wir gleich mal mit einer Änderung an, aber wir sind flexibel und was sich machen lässt wird gemacht. Danach Sicherheitseinführung auf der Baustelle, Müllinselvorstellung, Essensablauf klären und übrigens: es regnet wieder einmal.
Am zweiten Tag ist das Abendessen gerade erst vorbei, da öffnen sich die Schleusen des Himmels, aber dieses Mal ist es nicht nur regen, sondern auch Sturm der über die Baustelle fegt. Wie durch ein Wunder bleibt die Überdachung stehen, der Hagel, der am Weg zur Schule auf die erste Fuhr Studenten niedergeht, lässt die Fahrerin im Notfallmodus fahren und mit ihrem Bruder gemeinsam halten sie die Hände gegen die Frontscheibe, damit das Glas nicht springt. In Poitschach geht eine Mure ab und versperrt den Weg zur Schule. Es ist kalt, alle sind durchnässt, aber wir finden Zuflucht im „Crewhouse“, am Fuße des Wachsenbergs. Nach einer kurzen Beratung entscheidet sich ein Trupp auf dem doppelt so langen Weg zur Schule zu fahren und meldet dann den anderen, dass dieser Weg frei ist. Kurz vor Mitternacht sind alle trocken und zu Hause.
Die erste Woche ist organisatorisch der Planke Wahnsinn, bis Klobürsten, Geschirrtücher, Besen, glutenfrei, Nussallergie, vegan, Handtücher, genügend Sitzplätze, … ihren passenden Platz finden. Dennoch ist der Platz erfüllt vom Strahlen aller, Studenten und Crew und alle die hier beteiligt waren und sind. Sie geben alles, um das erste Earthship Österreichs Realität werden zu lassen. Es ist eine ganz besondere Stimmung, jedeR lächelt und wir fühlen uns getragen und gesegnet und voller Dankbarkeit. Dankbar, dass alle diese wunderbaren Seelen sich hier finden und gemeinsam ein Abenteuer begehen, eine Erfahrung machen, die ihr ganzes Leben lang, wie ein Schatz in ihrem Herzen getragen wird.
Das ist wirklich ein wunderbares Projekt. Mein Mann und ich träumen auch von einem Earthship. Wir freuen uns schon auf den nächsten Blog-Eintrag und hoffen das auf der Baustelle alles gut läuft.